Hammerfest Norwegen Roadtrip

8400 km durch den Norden – Die Mitternachtssonne bei Hammerfest

3. Station – Hammerfest und Umgebung

Können Rentiere eigentlich schwimmen?

Zwei Tage Fahrt liegen hinter uns, als wir Hammerfest erreichen. Zwischendurch waren wir noch am beeindruckenden Silfar-Canyon und am Trollheimsund. Dort, wo die Trolle ihren Schatz vergraben wollten und es vor Sonnenaufgang nicht geschafft haben, gab es sogar eine kleine Lektion. Was denkt ihr, können Rentiere eigentlich schwimmen? Wir können jetzt mit Gewissheit sagen – ja, sie können. Auf dem Rückweg kamen plötzlich zwei Rentiere mit jeweils einem Kleinen vor uns in die Bucht gerannt. Und ab ging es ins Wasser, rüber auf eine kleinere Insel. Etwas ungläubig beobachteten wir das Schauspiel, als direkt nehmen ihnen auch noch eine Robbe ihren Kopf aus dem Wasser streckte. Natur pur.

Der Verkehr wird mehr und mehr. Immerhin befinden wir uns zwischenzeitlich auf der Straße, die direkt zum Nordkap führt. Jedoch nicht für lange Zeit. Nur kurz vor Hammerfest wird es dann wirklich voll. Ich fühle mich kurz etwas überfordert. Rechts vor links, 30, 40, 50 km/h, Kreisverkehre und dazu die ganzen Autos. So schnell muss man sich erstmal wieder umgewöhnen. Oder das Auto einfach abstellen.

Wir parken in der Nähe des Zentrums und gönnen uns zunächst einen norwegischen Burger. Danach spazieren wir entlang des Hafens zum Meridianmonument. Hier befindet sich der nördlichste Messpunkt des Struve-Bogens. Wilhelm von Struve hat von 1816 bis 1852 mithilfe eines langgestreckten Netzes geodätischer Vermessungspunkte eine Gradmessung von Nord nach Süd  geschaffen. Der nach ihm benannte Struve-Bogen zählt zu den genausten Bemessungen der Erde zur damaligen Zeit. So langsam ist Ruhe eingekehrt und wir entspannen noch etwas am Hafen, bevor die obligatorischen Pflichteinkäufe erledigt werden.

Einen Schlafplatz finden wir bei Forsøl

Die Nacht zieht es uns jedoch wieder raus aus der Stadt. Wir folgen der Straße bis zum Ende und erreichen den Ort Forsøl, wo wir einen schönen Platz direkt am Wasser mit Blick in die Bucht finden. Ein kleiner Schauer zieht über uns hinweg, aber danach wird es herrlich still. Vor uns liegt der blau, türkise Fjord, der das glatte Wasser in sanfter Dünung zu uns bringt. Hinter uns liegen Rentiere mit ihren Jungen im Gras, als würden sie den Moment genauso genießen wie wir. Bei einem Abendspaziergang erreichen uns dann endlich auch die warmen Strahlen der Sonne. Es ist Punkt null Uhr, als wir zurück am Auto sind. Die erste Mitternachtssonne in diesem Urlaub.

Wir setzen uns auf die Steine am Wasser und beobachten, wie sie langsam über dem Horizont entlang wandert. Der perfekte Ort, um die Mitternachtssonne zu erleben. Genau dort, wo die Berge den Blick auf die offene See frei geben, zieht sie ihre Bahn. Diese Farben, dieses Licht, dazu diese Stille – einfach nur herrlich! Im Auto, direkt im Bett liegend, beobachten wir dieses Naturschauspiel bis ich kein Auge mehr offen halten kann.

Sonne pur in Hammerfest

Der nächste Morgen bringt uns ebenfalls zum ersten Mal ein sonniges Aufwachen. Als ich aus der Heckscheibe sehe, kann ich es kaum noch erwarten, den Fuß nach draußen zu setzen. Das Wasser ist so klar und strahlt einladend türkis, während der blaue Himmel in all seinen Facetten über uns thront. Selbst Lotti beginnt schon zu fiepsen, als sie merkt, dass ich wach bin. Raus! Ich will raus!

Wir frühstücken lange und entspannt am Fjord und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Lotti liegt mit allen Vieren von sich gestreckt im Gras und scheint fast ein bisschen zu lächeln. Nach der langen Zeit ohne wirklich viel Sonne scheint es für uns alle eine reine Wohltat zu sein. Nach dem Essen fahren wir zurück nach Hammerfest. In der Touristeninfo kaufen wir ein paar Souvenirs und erkundigen uns nach der Wanderung entlang des Gammelveien auf den Hausberg. Ein junger Mann erklärt uns detailgenau, wo wir lang müssen und gibt uns noch einen Tipp für eine besonders schöne Aussicht über die Stadt. Eigentlich wollten wir zum berühmt berüchtigten Eisbären. Dieser wurde jedoch bei einem Wintersturm halb zerstört und wird gerade renoviert. Wer möchte, kann sich in der Touristeninfo gegen einen Mitgliedsbeitrag übrigens auch in den Eisbärclub aufnehmen lassen.

Entlang des Gammelveien mit herrlichem Blick über Hammerfest

Das Thermometer zeigt 18 Grad und ich befürchte, ich habe mich viel zu dick eingepackt, um bergauf zu laufen. Es sind wohl die Auswirkungen der letzten Tage, dass ich automatisch Schicht über Schicht anziehe. Wer hätte auch erwartet, dass es so warm wird, wo wir gestern noch über ein 0,5 Grad kaltes Fjell gefahren sind. Dank der Beschreibung des Mitarbeiters der Touristeninfo finden wir direkt hinter der Kirche schnell den Weg zum Startpunkt. Und nach den ersten paar Höhenmetern muss ich mich direkt ausziehen – wie erwartet. Immer wieder pausieren wir kurz, um noch einmal zurückzuschauen. Mit jedem Stopp wird der Blick auf Hammerfest schöner.

Als wir an der Kanonenkugel ankommen, biegen wir links vom Weg ab und laufen das restliche Stückchen nach oben zum Gipfel. Das blaue Wasser geleitet den Blick zur Stadt, die es in einer Bucht um sich schließt. Gerade hat die Hurtigrute mit einem donnernden Hupen abgelegt und wir beobachten, wie sie den Hafen verlässt und ihren Weg auf das offene Meer fortsetzt. Eigentlich sollten wir von hier oben wieder auf den richtigen Weg kommen, aber es gibt so viele kleine Pfade, dass wir uns nicht entscheiden können. Am Ende geht es doch querfeldein über das Fjell bis wir am Café beim SikkSakk-Veien ankommen. Von hier aus sind es nur einige Schritte zurück in die Stadt.

Und so neigt sich unser sonniger Besuch auch schon wieder dem Ende. Anfängliche Überforderung mit dem „Massen“verkehr ist schnell umgeschlagen in Begeisterung für die Stadt.  Auch wenn ich zugeben muss, mich wieder auf die Natur und die Einsamkeit zu freuen. Und genau das liegt nun vor uns. Es geht zu den Lyngenalps! Hier könnt ihr weiterlesen: Eine Wanderung zum Blåvatnet

Was wir die Tage zuvor auf Varanger erlebt haben, erfahrt ihr hier.

 

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