Norwegen Tromsø

Ein Tag in Tromsø – Über Strände, Berge und Museen

Als ich morgens aus dem Fenster schaue, kommt es mir viel dunkler vor als die letzten Tage. Während der Polarnächte kommt die Sonne nie über den Horizont und man schwebt die meiste Zeit zwischen früh am Morgen und spät in der Nacht. Doch die blaue Stunde wirkt heute eher grau. Der Schnee, der sich gestern noch dick auf den Ästen türmte, ist heruntergeweht. Eine Sturmwarnung steht an. Genau aus diesem Grund haben wir uns schon gestern entschieden, den Tag möglichst drinnen zu verbringen. Und was bietet sich da besser an als ein Museumsbesuch.

Mit dem Bus geht es als erstes Richtung Tromsø Museum. Einen Abstecher zur Telegrafbukta lassen wir uns trotz Sturm jedoch nicht nehmen. Über die vereiste Straße geht es zunächst durch ein kleines Wäldchen, was tief verschneit an der südlichen Spitze der Insel liegt. Mit großen Schritten kämpfen wir uns durch das tiefe Weiß. Kalter Wind schlägt uns ins Gesicht und doch können wir unsere Augen nicht von dem prächtigen Lichtspiel lassen, das sich vor uns eröffnet. Fast bedrohlich wirken die orange bis magenta angestrahlten Wolken, die im Eiltempo an uns vorbeiziehen. Die Wellen brechen sich an der kleinen Mole, während die Bäume hinter uns im Wind knarzen. Und trotzdem ist es so schön, dass wir uns gar nicht losreißen können. Aber es steht heute noch mehr auf dem Plan und so verlassen wir wehmütig den Strand Richtung Tromsø Museum.

Der kurze Weg bergauf stellt sich schwieriger heraus als gedacht. Während wir uns seitwärts den spiegelglatten Weg nach oben kämpfen, fährt eine Dame samt Tretschlitten bergab an uns vorbei und grinst. Im Museum angekommen, kaufen wir uns ein Kombiticket, welches zusätzlich auch für das Polarmuseum gilt. Dieses kann man übrigens auch an verschiedenen Tagen einlösen. Die Ausstellungen im Museum sind sehr umfangreich gefächert. Von archäologischen Funden in der Umgebung über die arktische Tierwelt bis zu der Kultur der Sami kann man kurzgefasst eine ganze Menge über die Polarregion lernen.

Mit dem Bus fahren wir zurück ins Zentrum, wo wir zunächst noch einen Abstecher ins Perspektivet Museum machen. Der Eintritt ist frei und die Ausstellungen wechseln regelmäßig. Während unserer Zeit wird die Sammlung von Alan Borvo ausgestellt, welcher sich über Jahre hinweg mit der samischen Kultur beschäftigt hat. Zahlreiche Postkarten und Fotografien schmücken die untere Etage. Im oberen Stockwerk geht es um die verschiedenen Religionen in und um Tromsø und deren Konflikte. Hier genehmigen wir uns noch einen frischen Kaffee, bevor es weiter ins Polarmuseum geht.

Auf den Besuch im Polarmuseum habe ich mich mit am Meisten gefreut, denn es geht überwiegend um norwegische Polarexpeditionen und die Polarforscher Roald Amundsen und Fridtjof Nansen. Am Eingang bekommen wir eine Broschüre in Deutsch, die uns durch das gesamte Museum führt. Die Informationen sind umfangreich und jeder Raum ist individuell und detailreich gestaltet. Ebenso thematisiert werden Fangtraditionen, das Überleben in der Polarregion und weitere Arktisforscher. Als wir 17 Uhr das Museum verlassen, fühle ich mich richtig inspiriert. Ein wirklich tolles Museum, dass ich jedem empfehlen kann.

Es wird Zeit für eine Stärkung. Direkt um die Ecke soll es im Burgr die besten Burger der Stadt geben – und wir werden nicht enttäuscht. Glücklicherweise bekommen wir noch einen Platz. Ich werde, umgeben von Sonic und Super Mario, in meine Kindheit zurückversetzt. Nach einem verdammt leckeren Burger und süffigem Bier starten wir gut gestärkt Richtung Fjellheisen. Das Sturmtief ist abgezogen und wir hoffen, die Seilbahn fährt ganz normal. Mit dem Bus geht es über die imposante Brücke auf die andere Seite. Wir halten noch an der Eismeerkathedrale. Leider findet ein Konzert statt, so dass wir nur von außen einen Blick ins Innere erhaschen können.

Zu Fuß geht es also kurzerhand weiter zur Talstation des Fjellheisen. Die Bahn fährt – Glück gehabt. Mit uns gondeln eine Menge schick gekleideter Menschen die vier Minuten nach oben. Geschlossene Veranstaltung, das Restaurant hat nicht geöffnet. Aber wir haben uns ja bereits den Bauch vollgeschlagen und Kaffee und Tee gibt es im Vorraum trotzdem zu kaufen. Ein wenig haben wir darauf gehofft, von hier oben Polarlichter zu sehen. Aber der Himmel ist in dicke Wolken gehüllt, die von den Lichtern der Stadt angestrahlt werden. Wir laufen noch ein Stück weiter nach oben. Glücklicherweise haben wir gute Taschenlampen dabei, denn nach etwa 100 Metern durch den Schnee wird es stockfinster.

Vom Fjellheisen hat man einen wunderbaren Blick über ganz Tromsø

Als wir einen Platz zum Sitzen finden, kann man die Lichter Tromsøs nur noch zur Hälfte sehen. Es ist komplett still, lediglich ein leichtes Summen geht von der Stadt aus. Eine frische Brise weht uns um die Nase und zwingt uns schon nach etwa einer halben Stunde wieder zurück ins Innere. Der Vorraum ist jedoch genauso kalt und alle sammeln sich um den einzigen Heizlüfter, der im Raum steht. Laut Wetterprognose soll es im Laufe des Abends etwas klarer werden, also verharren wir eine ganze Weile. Immer wieder wagen wir den Schritt nach draußen, doch leider entstehen die Wolkenlücken nur südlich von uns. Bis sie über uns sind, haben sich die nachfolgenden Wolken bereits wieder zusammengschoben. Gegen halb elf geben wir uns geschlagen. Von der Gondel aus genießen wir den Blick über die verschneite Stadt. Und trotz des Sturmes schauen wir auch noch einmal zurück auf diesen wunderbaren Tag. Tromsø hat uns ein weiteres Mal in seinen Bann gezogen und wir können es kaum erwarten, den kommenden Morgen zu beginnen und uns in das nächste Abenteuer zu stürzen.

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