7. und letzte Station – Auf nach Fjærland
Eigentlich mag ich noch gar nicht darüber nachdenken, aber unsere Reise nähert sich unaufhaltsam dem Ende. Doch ein letztes Ziel liegt noch vor uns – Fjærland, mein geliebtes Fjærland. Noch trennen uns knapp 1.200 km, aber von einem Besuch des schönen Fjordnorwegens wollen wir uns nicht abhalten lassen. Von Bodø geht es gen Süden. Die Landschaft rauscht an uns vorbei. Aus dem Radio ertönen leise Klänge, die die Schönheit nur noch untermauern. Es ist befreiend, wieder auf leeren Straßen unterwegs zu sein.
Überraschung am Polarkreis
Bald erreichen wir den nördlichen Polarkreis. Während westlich der Himmel im schönsten Blau leuchtet, geht östlich gerade die Welt unter. Bedrohliche, tiefblaue Wolken überdecken diesen Teil des Himmels und wir ahnen schon, dass uns gleich ein Wolkenbruch davon abhalten wird, das Auto zu verlassen. Als wir auf dem Parkplatz halten, bietet uns die Natur allerdings ein ganz anderes Bild. Wir stehen am Polarkreis und ein riesiger Regenbogen erstrahlt vor dem dunklen Himmel, während die Sonne den Vordergrund erhellt. Was für ein Glücksmoment. Zehn Minuten später und wir hätten nichts mehr davon mitbekommen.
Auf der Strecke jedoch haben wir die meiste Zeit Regen. Dafür aber allerhand Tiere – Rentiere, Füchse, Seeadler und Elche. Das Thermometer fällt immer weiter. Zwischenzeitlich auf ein Grad, dabei wollten wir weiterfahren bis es wieder wärmer wird. Schließlich sind wir beide so müde, dass wir an einem See halten und erschöpft ins Bett fallen. Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass der See von tausenden kleinen Mücken belagert wird. Das Frühstück fällt erstmal aus, nachdem ich nach drei Minuten draußen von roten Flecken übersät bin.
Nach zwei Tagen Fahrt erreichen wir Fjærland
Wir fahren den ganzen Tag durch und erreichen abends endlich Fjærland. Über dem stillen Fjord liegen dicke Wolken, die sich schwermütig an den Bergen entlang schieben. Es ist so leise, dass es fast ein wenig unheimlich wirkt. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wird es wieder dunkel. Die Straßenlaternen erhellen die mystische Stille. Ich könnte noch stundenlang hier sitzen und rausschauen, aber meine Augen sind so furchtbar schwer, dass ich dem schon bald nachgeben muss.
Als ich sie am nächsten Morgen wieder öffne, sehe ich sofort blauen Himmel. Herrlich. Wir frühstücken direkt am Fjord und beobachten die Austernfischer, wie sie aufgeregt hin und herfliegen, sobald sich ihnen jemand nähert. Anschließend erkunden wir das kleine Örtchen, welches auch als die Bücherstadt bekannt ist. Und das ist sie wirklich. An jeder Ecke gibt es Bücher. Und zwar alle Erdenklichen und das Ganze dann nochmal in allen Sprachen. Hier kann man Stunden verbringen und es wird trotzdem nicht langweilig. Nach einer Stärkung im kleinen Café mit vafler und kaffe beziehen wir unsere gemietete Hütte am Ende des Fjords. Wenigstens eine Nacht mal in einer Holzhütte. Das haben wir uns verdient. Auch wenn es nur eine Übernachtung ist.
Sonne und Ruhe pur im wunderschönen Fjærland
Wir kehren allerdings gleich zurück nach Fjærland und gehen im Sonnenschein noch ein wenig spazieren. Es sind bestimmt 25 Grad. Die wärmsten Temperaturen seit wir unterwegs sind. Norwegen will es uns wohl nochmal besonders schwer machen, wieder nach Hause fahren zu müssen. Und während wir im Gras liegen und Lotti neben uns schon eingeschlafen ist, träumen wir vor uns hin. Wie es wohl wäre, in diesem weißen, fast zerfallenen Haus oberhalb des Ortes zu wohnen. Eigentlich der perfekte Platz, um sich niederzulassen. Wunderschöne Aussicht. Ein ruhiger Ort mit netten Menschen. Grandiose Umgebung. Hach, träumen ist zum Glück ja noch erlaubt.
Wir lassen die Zeit sein, was sie ist und genießen den Moment in Freiheit. Beobachten die Schön-Wetter-Wolken, die langsam vor sich hinziehen und dabei immer wieder andere Formen annehmen. Lauschen ein letztes Mal dem Geschrei der Möwen. Fühlen noch einmal das nasse Gras unter unseren Füßen, bevor die letzten Sonnenstrahlen hinter den majestätischen Bergen verschwinden.
Einfach hier bleiben
Wir kehren in unsere Holzhütte ein und freuen uns über den Luxus – ein Bad mit warmen Wasser und zwei funktionierende Herdplatten. Nach einer Dusche und einem richtig guten Essen hält es uns jedoch schon nicht mehr drin. Wir gehen nochmal ein Stück spazieren. Vor zum Fjord, wo sich der Mond hinter den Bergen hervorkämpft. Das Möwengeschrei durch Stille ersetzt wird. Das ruhige Wasser seine atemberaubende Umgebung spiegelt. Sanfter Nebel sich über das Gras legt. Und man einfach unendliche Ruhe findet.
Nein, eigentlich wollen wir gar nicht zurück. Einfach hier bleiben. Für immer und ewig.
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