Norwegen Tromsø Whale watching

Whale watching in Nordnorwegen – Orcas und Buckelwale bei Skjervøy

Es ist ganz still auf dem kleinen Boot geworden. Alle schauen gespannt auf das leicht gekräuselte Wasser. Hier sollen sie sein, irgendwo versteckt unter der Wasseroberfläche. So viele Jahre habe ich mich nach diesem Moment gesehnt. Daher steigt die Aufregung fast ins Unermessliche. Bis es endlich soweit ist. Eine dunkle Finne durchstößt die Oberfläche, ganz langsam und gemächlich. Begleitet von diesem einprägsamen Geräusch des Blases. Feiner Wassernebel zerstäubt in der Luft. Ich halte meine Kamera fest in der Hand. Über das Fotografieren denke ich in diesem Moment nicht nach. Nur über diesen einmaligen Augenblick, den ich fest in mich aufsauge und für meine ganz persönliche Erinnerung unvergesslich mache.

Bis zum Winter 2016/2017 befanden sich die zahlreichen Orcas und Buckelwale noch in den Gewässern rund um Tromsø. Seit 2017/2018 muss man allerdings eine weitere Anreise auf sich nehmen. Derzeit befinden sich die eleganten Meeresbewohner bei Skjervøy, etwa vier Autostunden von Tromsø entfernt. Im letzten Jahr hatten wir eine Tour gebucht und erst am Hafen die Info über den Ausfall erhalten. Damals stand trotzdem schon fest, wenn wir wieder in Tromsø sind, planen wir die längere Tour in den Norden mit ein.

Anreise nach Skjervøy

Und so war es im Januar diesen Jahres endlich soweit. Wir entscheiden uns, direkt in Skjervøy zu starten und leihen uns ein Auto, um einen Tag eher anzureisen. Bei Rotsund, etwa eine Stunde von Skjervøy entfernt, mieten wir uns eine Unterkunft, um dann entspannt am nächsten Morgen um 10 Uhr in dem kleinen Fischerdorf zu starten. Insgesamt benötigen wir von Kaldfjord, wo wir unsere Ferienwohnung haben, gute vier Stunden nach Rotsund. Denn abgesehen davon, dass ich noch nie auf vereisten Straßen gefahren bin, schneit es die meiste Zeit wirklich heftig. Gefühlt fahren wir ewig wie durch einen weißen Tunnel – links Schneehaufen, rechts Schneehaufen, unten Eis, von oben Schnee. Doch die Vorfreude auf den morgigen Tag überwiegt und so kommen wir sicher an und verbringen einen ruhigen Abend.

Die Walsafari kann starten

Am nächsten Morgen sind wir pünktlich und entspannt, aber auch unheimlich aufgeregt kurz vor 10 Uhr am Basiscamp, welches aus einigen Tipis besteht. Wir werden direkt runter zum Boot gebracht, wo Fred Erik, unser Kapitän, bereits auf uns wartet. Während wir in See stechen, bekommen wir einen ausführlichen Bericht über die Walarten, die sich im Winter hier oben versammeln und deren Lebensweise. Gerade mal 30 Minuten sind wir unterwegs, da heißt es – „Hoch an Deck, Orcas wurden gesichtet“. Mit dem Wetter haben wir eigentlich Glück. Gestern noch musste die Tour wegen Strum abgesagt werden, heute hat sich das Meer schon wieder beruhigt. Es ist zwar bewölkt und der Wind fühlt sich noch immer eisig an, aber nichts kann die Vorfreude mindern. Ich hocke mich an die Reling und starre gebannt auf das Wasser. Bis die erste Finne die Oberfläche wie ein Schwert durchschneidet.

Und dann sind sie plötzlich überall. Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Überhaupt einmal Orcas so nah zu sehen, ist schon unbeschreiblich. Aber dass es dann so viele sind, damit hätte ich nie gerechnet. Kleine und große Familienverbände schwimmen scheinbar ganz ungestört immer wieder an uns vorbei. Einer kommt dem Boot so nah, dass ich mich fast ein wenig erschrecke, als er seine Luft ausbläst, um zu atmen. Es ist einfach einmalig, diese wunderschönen Tiere so lange so nah beobachten zu können. Wie sie elegant durch das Wasser gleiten, wie ein Jungtier im Schutz seiner Mutter schwimmt und wie die riesige Finne eines Bullen durch das Wasser pflügt.

Überall um uns herum tummeln sich Orcas und Buckelwale

Meine Finger sind genau wie mein Lächeln bereits eingefroren, aber ich kann mich kaum lösen. Erst als wir den Weg zu den Buckelwalen antreten, wärme ich mich nochmal ein wenig auf. Doch bereits zehn Minuten später wird es wieder unruhig an Bord – Buckelwale in Sicht. Ich bin noch ein wenig ungläubig. Nur zehn Minuten entfernt soll es schon Buckelwale geben? Wir packen uns wieder dick ein und begeben uns dieses Mal an Heck des Schiffes. Und tatsächlich gleiten etwas entfernt fünf oder sechs Wale schwermütig an der Wasseroberfläche entlang. Ein kräftiger Blas zeigt an, dass sie gleich abtauchen werden. Und wer macht das schöner als ein Buckelwal. Vorher präsentiert er noch einmal seine ganze Größe, bis er seine wunderschöne Fluke darbietet, die an der Unterseite charakteristisch weiß ist. Noch ein weiteres Mal dürfen wir das Spektakel beobachten, dann heißt es leider schon Abschied nehmen.

Tatsächlich sind wir bereits drei Stunden auf dem Wasser. Und eigentlich mag ich noch gar nicht zurück. Aber bevor es dunkel wird, wollen wir zurück im Hafen sein. Ein wenig stehen wir noch an Bord und schauen auf das Wasser. Tatsächlich können wir immer wieder ein paar Orcas ausmachen, die in einigen hundert Metern Entfernung durch das Wasser schnellen. Unter Deck gibt es bereits heiße Getränke und Sandwiches und Informationen über das heutige Verhalten der Tiere. Als wir den Hafen erreichen, legt sich bereits Dunkelheit über die kleine, gemütliche Stadt. Und während wir zurück zum Auto laufen, schmiede ich schon Pläne für meine Rückkehr, um dieses einmalige Naturspektakel noch einmal erleben zu dürfen.

Noch ein paar Informationen und Tipps

Die beste Reisezeit, um Orcas und Buckelwale in Nordnorwegen zu sehen, ist von November bis Februar. Auf den Tag genau kann man es natürlich nicht vorhersehen, daher informiert ihr euch am Besten vorher beim entsprechenden Anbieter, ob die Wale schon/noch da sind.

Viele Anbieter in Tromsø haben sich bereits darauf vorbereitet, dass die Wale zunächst bei Skjervøy bleiben. Die Touren starten meist vom Hafen aus entweder per Schiff oder Bus. Ihr solltet also den ganzen Tag einplanen und ganz wichtig, richtig warm anziehen. Meist ist man zwar nur 2,5 – 3h auf dem Wasser, aber es kann schnell sehr kalt werden und man möchte es ja genießen und nicht erfrieren.

Wir haben die Tour mit wildseas gemacht. Besonders gut hat mir gefallen, dass man viele Informationen über die Wale bekommen hat und man sich gleichzeitig für den Schutz und die Erforschung der Tiere einsetzt. Fred Erik hat als Kapitän immer angemessenen Abstand gehalten, um die Wale nicht zu sehr zu stören. Und die Laune an Bord war die ganze Zeit über ausgelassen.

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