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Polarlichter richtig fotografieren – Der Weg zu deinem perfekten Nordlichtfoto

Jahrelang hast du darauf gewartet. Auf diesen Moment, wenn sich über deinem Kopf ein gleisend grünes Band aufbaut und die Polarlichter zu tanzen beginnen. Du fotografierst fleißig und daheim, noch im Rausch der vergangenen Stunden, stellst du fest, deine Fotos sind zu dunkel, zu hell, verwackelt oder einfach nur unscharf. Ja, das Gefühl kenne ich. Genauso ist es mir auch schon passiert, so wie auch vielen anderen. Damit euch das nicht noch einmal passiert oder ihr bestens auf die erste Sichtung vorbereitet seid, gebe ich euch ein paar Tipps und Tricks für euer perfektes Polarlichtfoto.

Mittlerweile gibt es auch Smartphones, die in der Lage sind, Polarlichter fotografisch festzuhalten. Jedoch ist es mehr oder weniger ein Schnappschuss, da aufgrund des kleinen Sensors die Qualität eher im niedrigen Bereich liegt. Daher gilt der weitere Text für System- oder Spiegelreflexkameras.

Was du benötigst

  • eine Kamera, bei der man ISO, Blende und Verschlusszeit einstellen kann
  • wenn möglich, ein sehr weitwinkliges Objektiv
  • Stativ
  • Geduld

Meine Ausrüstung

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Erste Einstellungen an der Kamera

Die perfekte Einstellung gibt es nicht wirklich. Jedoch gibt es erstmal eine Grundeinstellung, mit der ihr euch rantasten könnt und diese dann individuell nach Umgebung und Intensität des Polarlichtes verändert:

  • ISO 1000 – bei preisgünstigeren Modellen stellt ihr aufgrund des Rauschens eventuell erstmal ISO 800 ein
  • Blende soweit wie möglich öffnen – diese Information findet ihr am Objektiv, z. B. f=4.0
  • Verschlusszeit zunächst auf ca. 10 sek

Je nach Intensität des Polarlichtes könnt ihr die Verschlusszeit ändern – je heller das Polarlicht, desto weniger Belichtungszeit. Umso geringer ihr die Belichtungszeit wählt, desto mehr Details des Polarlichtes kann man nachher auf dem Foto sehen (z.B. Beamer), da es meist in Bewegung ist. Am Besten prüft ihr immer zwischendurch auf dem Display, wie hell oder dunkel das Bild erscheint und wählt danach eure Belichtungszeit.

Wer an seiner Kamera einen 2sek-Selbstauslöser einstellen kann, sollte dies auch tun. Damit werden Schwingungen beim Bedienen der Kamera, was ebenfalls zu Unschärfe führen kann, ausgeschlossen.

Kürzere Belichtungszeit lässt das Polarlicht dunkler, aber detailreicher werden

Einstellungen am Objektiv

Am Besten stellt ihr euer Objektiv auf den manuellen Fokus und dreht die Schärfe am Schärfering auf unendlich. Behaltet ihr den Autofokus bei, kann es passieren, dass eure Kamera keinen Punkt findet, der hell genug ist, um von alleine scharf zu stellen. Und dann löst sie natürlich nicht aus. Wichtig! Nicht bei allen Objektiven heißt unendlich auch wirklich unendlich. Am Besten prüft ihr zu Beginn der Polarlichtjagd, ob das Foto bei dieser Einstellung scharf ist. Wenn nicht, stellt ihr noch im Autofokus-Modus auf einen weit entferneten Punkt scharf, um zu sehen, wo bei eurem Objektiv der Fokus auf unendlich stehen bleibt. Behaltet den Fokus bei und stellt dann auf den manuellen Fokus um.

Bitte kontrolliert zwischendurch immer mal auf dem Display (mit Ranzoomen), ob alles scharf ist! Es kann schnell passieren, dass sich beim Ändern des Standortes der Fokus eures Objektives verstellt. Ich spreche aus Erfahrung 😉

Profitipp
Wenn ihr die Möglichkeit habt, RAW-Format in einer entsprechenden Software zu entwickeln, wie z.B. Lightroom, solltet ihr neben jpg auch dieses Format an der Kamera einstellen. Damit kann man in der Nachbearbeitung Farben, Weißabgleich, etc. besser und hochwertiger bearbeiten.

Was es zu beachten gibt

Generell gilt, dass man in dunklerer Umgebung Polarlichter besser fotografieren und auch mit dem Auge sehen kann. Störende Umgebungslichter, wie die von Häusern oder Straßenlaternen sind eher von Nachteil, da diese in den meisten Fällen mehr Licht ausstrahlen wie das Polarlicht selbst. Dies führt dazu, dass entweder das Umgebungslicht viel zu hell auf dem Foto erscheint oder, bei richtiger Belichtung auf die Umgebung, das Polarlicht kaum sichtbar wird. Für den Anfang solltet ihr euch daher erstmal eine dunklere Umgebung suchen. Auch für die Beobachtung mit dem Auge ist das natürlich von Vorteil.

Viel Umgebungslicht bei starkem Polarlicht

Kaum Umgebungslicht

Fotos wirken natürlich doppelt schön, wenn sie, so wie bei allen anderen Fotos auch, einen stimmigen Bildaufbau haben. Ein Fjord und Berge bieten sich dafür bestens an. Da sind euch keine Grenzen gesetzt. Wenn sich das Polarlicht im Wasser spiegelt und die Berge eine Art Fluchtlinie im Foto bilden, macht das schon mehr her, als einfach nur weißer Schnee im Vordergrund.

Profitipp
Auch die Mondphasen können eine Rolle spielen. Bei Neumond, wenn der Mond also gar nicht zu sehen ist, ist auch die Umgebung dunkler. Vollmond erhellt die gesamte Umgebung um ein Vielfaches, da um diese Zeit im Norden viel Schnee liegt und dieser das Licht doppelt reflektiert. Beides kann seine Vor- und Nachteile haben. Solltet ihr also ein bestimmtes Foto im Kopf haben, solltet ihr auf die Mondphasen achten.

Foto bei Vollmond

Foto bei Halbmond

Foto bei Neumond

Das Wichtigste

Und nun das Wichtigste für euer perfektes Polarlichtfoto: Seid geduldig. Manchmal wartet man drei Stunden, doch die Geduld lohnt sich meist um ein Vielfaches. Ich weiß, das Problem am geduldig sein dort oben ist die Kälte. Hierfür kann ich euch noch zwei Tipps geben:

  • nehmt eine Thermoskanne Tee mit
  • leiht euch einen Thermoanzug aus – sieht wahnsinnig witzig aus, aber hält über Stunden unheimlich warm

Meine 3 liebsten Fotospots um Tromsø

Ersfjordbotn

Wirklich dunkel und mit perfekter Umgebung zeigt sich Ersfjordbotn. Etwa 30 Minuten Fahrt entfernt von Tromsø liegt der kleine Ort am Ende des Ersfjord. Der Fjord zieht sich relativ gerade vor bis zum Meer und wird von hohen, schneebedeckten Bergen umgeben, was es zu einem perfekten Polarlichtspot macht. Einziger Nachteil, das Polarlicht muss etwas stärker sein, damit es sich von rechts über die Berge ziehen kann. Wenn das Polarlicht zu weit nördlich bleibt, kann man es von Ersfjordbotn aus nicht sehen.

Kaldfjord

Kaldfjord liegt etwa 20 Minuten entfernt von Tromsø und ist etwas größer als Ersfjordbotn. Das Umgebungslicht ist also schon ein wenig stärker. Dafür ist die Chance bei nicht so großer Polarlichtaktivität höher, es auch weiter nördlich sehen zu können. Auf der kleinen Halbinsel wird es ganz vorne zum Fjord hin ebenfalls recht dunkel, allerdings kann der Schnee hier ziemlich hoch sein 😉

Fjellheisen

Ein wunderschönes Panorama bietet die Aussicht von Tromsøs Hausberg Storsteinen. Man kann den ganzen Himmel überblicken und wird das Polarlicht auf jeden Fall sehen, sollte es sich zeigen. Einziger Nachteil für die Fotografie ist das Umgebungslicht der gesamten Stadt. Wenn man also nicht unbedingt die Möglichkeit hat, seine Bilder später zu bearbeiten, um die Helligkeit der Stadt zu reduzieren, muss man schon auf recht starkes Polarlicht hoffen.

Was habt ihr für Lieblingsspots bei Tromsø?

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