Als ich am frühen Morgen die Vorhänge unseres Hotelzimmers zurückziehe, strahlt die Sonne knapp über dem Horizont hervor. Der Himmel ist blau und nur hier und da zeigt sich ein Schönwetterwölkchen. Klarer Himmel sagt zwar kalte Luft voraus, aber mit Klärchen wirkt alles gleich viel wärmer. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Bus wieder auf die Halbinsel Bygdøy. Hier findet an zwei Wochenenden im Dezember ein Weihnachtsmarkt im Norwegischen Freilichtmuseum statt. Dieser ist auch bei Norwegern sehr beliebt und so erwartet uns dort bereits eine riesige Warteschlange. Aber erneut hilft uns unsere Oslocard, denn mit ihr haben wir den Eintritt frei und können direkt an den Massen vorbei zum Eingang.
Weihnachtsmarkt im Norsk Folkemuseum
Auf dem Vorplatz des Hofes riecht es nach frischen Lebkuchen und fruchtig, süßen Glögg. Insgesamt beinhaltet das Freilichtmuseum über 160 Gebäude und zeigt die norwegische Lebenskultur ab dem Jahr 1500 bis heute. Ihr solltet also genügend Zeit einplanen. Denn neben den Gebäuden, die man teilweise auch begehen kann, gibt es zahlreiche Stände. Von Handgemachtem über Kuchen und Getränke bis zu traditionellen Geschenken gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt. In den Gebäuden selbst gibt es Musik, Handwerkskunst, Wichtelwerkstätten und vieles mehr. Bei Lachslefse und alkoholfreiem Glühwein lassen wir uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Auf den Feldern liegt ein feiner Nebel und alles ist in kleine Eiskristalle gehüllt. Auch gerade deswegen entscheiden wir uns danach, die Insel zu Fuß zu verlassen. Schnell ist man abseits des Trubels. Und obwohl man mitten in der Stadt ist, herrscht eine angenehme Stille.
Weihnachtsmarkt in Blå
Als wir den Hafen erreichen, steigen wir wieder in den Bus und fahren weiter zum alternativen Weihnachtsmarkt nach Blå. Ebenfalls nur am Wochenende stattfindend, bietet dieser Markt von Kleidung bis Taschen über Woll- und Strickwaren alles Mögliche an. Man merkt die nahe Kunstszene an jeder Ecke. Industrieller Charme vermischt sich mit kreativen Ideen. Hier lebt man einen alternativen Lebensstil. So bekomme ich Honigwaben angeboten, die vor diversen Krankheiten schützen sollen. So richtig geheuer ist mir das allerdings nicht 😉 Ich nehme dann doch lieber ganz klassisch eine Waffel und zum Aufwärmen einen Kaffee. Die Sonne verschwindet langsam hinter dem Horizont und die Kälte beginnt, sich auszubreiten.
Weihnachtsmarkt in Spikersuppa
Für uns geht es zu Fuß zurück in die Innenstadt und noch einmal zum Weihnachtsmarkt in Spikersuppa. Ein riesiges Lavvu-Zelt lädt zum Aufwärmen ein, dieses steht mittlerweile jedoch am Youngstorget und hat Platz für ein Riesenrad gemacht. Neben Speisen gibt es auch diverse Wollprodukte und ich muss mich mal wieder zusammenreißen, nicht tausende Mützen zu kaufen. An einem Stand unterhalte ich mich mit einem Steinmetz und Künstler, der ganz oben im Norden seinen Sitz hat. Er verkauft bemalte Schieferplatten, welche zum Beispiel noch mit einem integrierten Kerzenhalter ausgestattet sind. So einer ziert jetzt unseren Balkon – bemalt mit einem Papageitaucher.
Ein Abendspaziergang durch die Stadt lässt uns noch einmal so richtig in Weihnachtstimmung kommen. Die gesamte Innenstadt ist weihnachtlich beleuchtet, überall liegt der süße Duft von Gebäck in der Luft und alle Menschen sind freundlich und entspannt. An der Oper beobachten wir die Schattenspiele eines verliebten Paares und genießen die Aussicht über die erleuchtete Stadt. Und so neigt sich ein wunderschöner, vorweihnachtlicher Tag dem Ende entgegen und mit ihm auch schon unser Kurztrip nach Oslo.
Weiße Überraschung
Am nächsten Morgen ärgern wir uns so richtig, dass wir nicht noch einen Tag länger gebucht haben. Dicke Flocken fallen vom Himmel und die ganze Stadt ist tief verschneit. Innerhalb einer Nacht hat der Schnee ganz Oslo in einen Wintertraum verwandelt. Leider können wir das Knirschen unter unseren Füßen nur auf dem Weg zum Bahnhof genießen. Mit dem Expresszug fahren wir durch die winterliche Landschaft und genießen noch ein letztes Mal die Aussicht. Natürlich hat der plötzliche Wintereinbruch auch den Flugverkehr beeinträchtigt, so dass wir erneut verspätet starten – inklusive Enteisung des Flugzeuges. Doch dieses Mal bin ich wesentlich entspannter, wohl auch durch die vorangegangenen, wunderschönen und ruhigen Tage in Oslos schöner Adventszeit.
Ersten Teil verpasst? Hier nachlesen: Ein Adventswochenende in Oslo – Anreise und Museumstag
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