Lofoten Norwegen

Trekking auf den Lofoten – Tag 5

 Horseidvika – Reine

Als ich morgens erwache, wirkt das Zelt erstaunlicherweise sehr viel kleiner als sonst. Komisch, denke ich mir, bis ich realisiere, dass mir die Zeltwand tatsächlich sehr viel näher ist als üblich. Draußen herrscht Sturm und der Wind drückt so stark gegen das Zelt, dass sich die Stangen nach unten biegen. Aus Angst, unser Zelt zu verlieren, wecke ich Elke, die noch immer seelenruhig schläft. So schnell hatten wir das Zelt noch nie zusammengebaut…

Wir laufen den Strand entlang zurück, während wir versuchen, im Sandsturm gefangen, zu atmen. Selbst die aggressiven Möwen haben sich wohl lieber in ihr Nest verzogen. Nachdem wir endlich den Pass erreicht haben, lässt der Wind etwas nach. Auf der anderen Seite sehen wir das dritte Paar, welches gerade versucht, die Steinlawine Richtung Selfiord zu erklimmen. Wenig später treffen wir sie jedoch wieder am Fähranleger von Kjerkfjord. Zu steil, zu gefährlich, sagen sie. Und so fahren wir zu sechst gemeinsam zurück nach Reine.

Mit dem Schiff geht es nach Vindstad und zurück nach Reine

Als wir an Bord gehen, verlassen sehr viel mehr Menschen das kleine Boot. Wir sind ganz froh, einen Tag eher am Strand gewesen zu sein. Das Schiff hält noch einmal in Vindstad. Von hier aus kann man zum Bunesstranden laufen, einem ebenfalls sehr schönen Strand. Als Tagesausflug im Gegensatz zur Horseidvika durchaus machbar.

In Reine werden wir von unserer gestrigen Bekanntschaft noch zu einem Stück Kuchen und Kaffee im Kultursenter eingeladen, bis sich unsere Wege wieder trennen. Und doch sind wir die Einzigen, die die Erinnerung an diesen seeligen Moment für immer miteinander teilen werden.

Es ist grau in grau. Kleine Nieseltröpfchen fallen unentwegt aus dem schmalen Wolkenband. Und der Wetterbericht verspricht für die nächsten Tage nichts Gutes. Wir entscheiden uns, den Tag etwas auszuspannen. Unsere Rucksäcke sind schon etwas leichter und wir merken sie kaum noch, aber es ist auch schön, einfach mal kein Ziel zu haben. Also geht es zu Fuß Richtung Sakrisoy. Auf dem Weg halten wir, um uns im Coop mit Bier und Leckereien einzudecken. Kennt ihr das, wenn eine Banane plötzlich so wahnsinnig lecker schmeckt, wie noch nie zuvor in deinem Leben? Oder die Nudeln mit Soße aus der Fertigverpackung die besten Nudeln sind, die du jemals gegessen hast? Ja, aus einem unerfindlichen Grund ging es uns an diesem Tag genau so.

Wir sind umgeben von Stille

Wir suchen uns einen schönen Platz, wo wir unser Zelt aufschlagen. Den Blick zum Kjerkfjord und der berühmten Haifischflosse gerichtet, fangen wir an zu kochen, zu quatschen, Bier zu trinken und die Zeit einfach mal Zeit sein zu lassen.

Wir lauschen der Stille. Das Einzige, was wir hören, sind die kleinen Tropfen, die fast musikalisch auf die Zeltwand prasseln. Wir genießen es, einfach mal an nichts zu denken. Und beobachten die Natur, die uns umgibt. Kleine Fische, die im Schwarm scheinbar ziellos von A nach B tanzen. Sonnenstrahlen, die versuchen, sich durch die Wolkendecke zu kämpfen. Boote, die das Wasser in zwei Hälften spalten, während sie von den Möwen verfolgt werden.

Etwas später am Abend donnert plötzlich ein Helikopter über unsere Köpfe hinweg und entreißt uns aus dem Traum. Er fliegt zur Horseidvika, wo tiefe Wolken in den Bergen hängen. Wir vermuten, der Wind vom Atlantik ist noch stärker geworden und nicht alle Zelte haben gehalten. Und ein weiteres Mal sind wir glücklich, die Nacht schon einen Tag eher dort verbracht zu haben.

Für den nächsten Tag ist Starkregen angesagt, was unsere Entscheidung für ein festes Dach über dem Kopf erleichtert. Und es wird mal wieder Zeit für eine Dusche im Warmen…

Hier erfahrt ihr, wie es weiter geht.

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