Lofoten Norwegen

Trekking auf den Lofoten – Tag 3

Fredvang – Kvalvika – Selfjord – Straße zwischen Selfjord und Fredvang

Sonnenstrahlen erwärmen unser Zelt von innen. Das ist der erste Morgen, an dem ich nicht frierend erwache. Es ist so schön warm, dass ich mich noch ein wenig in den Schlafsack mummel und vor mich hindöse. Die Möwen fliegen kreischend über das Zelt hinweg und etwas entfernt kann man das Rauschen der Wellen hören. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie ich barfuss über den weißen Strand laufe. Der Sand ist von der Sonne aufgeheizt und ganz warm zwischen den Zehen.

Mit Vorfreude auf die Kvalvika pelle ich mich nun doch aus dem Schlafsack und begrüße den Morgen. Oder Vormittag.

Es fällt uns schwer, so richtig in Tritt zu kommen. Wir genießen die Sonne, frühstücken nebenbei, quatschen mit anderen Campern und so vergeht die Zeit im Nu. Als wir startbereit sind, ist es schon nach zwölf. Wir verabschieden uns von Fredvang und laufen erst einmal vier Kilometer an der 808 Richtung Selfjord entlang. An einem kleinen Parkplatz beginnt der Einstieg, gekennzeichnet durch ein Schild. Es geht stetig bergauf und mit einem so schweren Rucksack auf dem Rücken treibt uns die Anstrengung den Schweiß ins Gesicht. Weiter oben wird es morastig und ein paar Bretter makieren den Weg. Insgesamt ist der Pass gerade einmal 270m hoch, aber wir fühlen uns, als würden wir den Mount Everest besteigen. Doch als wir oben ankommen, können wir sie endlich sehen, die Kvalvika! Zumindest die eine Hälfte der Doppelbucht. Unten am Strand stehen ein paar Menschen und ein Wolkenfeld hat sich in die Bucht gezogen.

Wir beginnen den Abstieg über Felsen und Matsch bis unsere Füße den Sand berühren. Die Walbucht macht ihrem Namen alle Ehre, denn das Erste, was wir entdecken, ist ein bis auf das Skelett abgenagter Schweinswal. Nicht gerade appetitlich. Als wir uns umschauen, merken wir, dass so allerhand vom Meer angespült worden ist. Seile, Netze, Flaschen, Gummistiefel – Müll soweit das Auge reicht. Zwar haben ein paar kreative Köpfe versucht, aus dem Strandgut etwas Sinnvolles zu basteln, jedoch bin ich schon etwas schockiert. Wahnsinn, was alles ins Meer geschmissen wird, ewig umhertreibt und seinen Weg zurück an Land findet. Wir beschließen, uns ein wenig auf der anderen Seite der Bucht umzuschauen. Und dann das.

Die Flut hat den Weg verperrt, was uns dazu zwingt, über die Felsen zu gehen. Mit Rucksack. Ihr könnt euch vorstellen, wie das aussah. Ich klettere den größten Absatz voran und ziehe die beiden Rucksäcke mit Seilen nach oben. Hier hat man einen schönen Blick auf beide Buchten, aber auch der linke Strandabschnitt ist voll mit Strandgut. Wir trauen uns gar nicht so recht, barfuss durch den Sand zu gehen. Ab und zu lässt sich mal die Sonne blicken, doch eine fiese Regenwolke hat sich direkt über uns im Berg festgesetzt. Trotzdem verweilen wir recht lange hier, genießen die Ruhe, essen etwas, während uns die Schafe begutachten und erstaunen uns immer wieder über den Müll, den der Alantik hier abgelegt hat. Oder vielmehr der Mensch.

Von hier aus starten wir unseren Rückweg. Ziel ist heute noch Selfjord, um dann morgen über den Pass zur Horseidvika zu laufen. Eigentlich. Noch gut gelaunt geht es zwischen den Bergen an einem See vorbei. Und dann hören wir Stimmen. Spanisch. Plötzlich stehen sie vor uns, die zwei Spanier von der Fähre. Sie haben es tatsächlich in zwei Tagen zur Kvalvika geschafft. Freudig begrüßen wir uns und quatschen über unsere Erlebnisse. Sie sind auf der Suche nach der Hütte, die zwei Surfer mal aus dem Müll gebaut hatten. Wir hatten schon davon gehört, aber keine gefunden. Und so ziehen wir alle weiter mit verschiedenen Zielen.

Der Rückweg von der Kvalvika verlangt uns einiges ab

Noch immer hängt die Regenwolke über uns. Der Boden wird immer matschiger und felsiger. Für kurze Beine wird es bald schwierig, dem Matsch aus dem Weg zu gehen und so sehen Elkes Wanderschuhe bald aus, wie ein riesiger Schlammhaufen. Die Laune sinkt. Der Weg will nicht enden. Und der Nieselregen, der einem unaufhörlich ins Gesicht fällt, macht die Sache nicht besser. Wir sind gestresst, genervt, müde und bald laufen wir 200m weit auseinander. Als wir endlich die Straße erreichen, haben wir uns etwas abreagiert. Unsere Mägen knurren und es ist schon reichlich spät geworden.

Wir schauen Richtung Selfjord, wo tiefe Wolken ihren Regen ausspucken. In der anderen Richtung scheint die Sonne. Nach wenig reiflicher Überlegung laufen wir der Sonne entgegen und suchen einen Schlafplatz. Links der Straße nur Moor, rechts alles eingezäunt. Das Schicksal meinte es nicht gut mit uns. Völlig fertig stellen wir unser Zelt an der nächstmöglichen Stelle auf. Ich verrate jetzt nicht, dass es ein kleiner, grüner Abschnitt zwischen Straße, Leitplanke und Zaun war… Es gibt nur noch kurz Knackwürstchen und Filinchen und dann fällt jeder erschöpft in seinen Schlafsack. Die Füße pochen, die Schultern schmerzen, im Kopf herrscht eine monotone Stille und so endet der Tag nach etlichen Kilometern im Schatten der Leitplanke.

Hier erfahrt ihr, was wir am nächsten Tag erlebt haben. Es lohnt sich!

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